„Kommunale Wärmeplanung“ als Thema des 10. Netzwerktreffens
Doch im Jahr 2021 wurden 74 Prozent aller Heizungen immer noch mit Gas und Öl betrieben, so der Bund Deutscher Energie- und Wasserwirtschaft. Die Wärmewende in den kommenden Jahrzehnten ist daher eine kolossale Herausforderung – und stand deshalb im Mittelpunkt des 10. Netzwerktreffens des Kommunalen Energieeffizienz-Netzwerks Ebersberg-München, das am Mittwoch (1. März) im Bürgerhaus Gräfelfing stattfand.
Eine große Chance für das Gelingen der Wärmewende liegt in der kommunalen Wärmeplanung. Diese müsse stärker als Strategie verstanden werden, so Steffen Petruch von der Energieagentur im Kreis Ludwigsburg, der den ersten Fachvortrag des Tages hielt. Der strategische Ansatz richtet den Blick auf ein konkretes Zieljahr und stellt die Frage, wie bis dahin eine klimaneutrale und preisstabile Wärmeversorgung innerhalb einer Kommune erreicht werden kann.
Möglich ist das durch den Einsatz verschiedenster Energieträger, wobei Petruch auf die geringe Wirtschaftlichkeit von zum Beispiel regenerativ erzeugtem Wasserstoff hinwies. Das größte Potenzial bieten Nah- und Fernwärmenetze, die beispielsweise aus geothermischen Quellen gespeist werden. Wichtig sei dabei jedoch die frühe Einbeziehung der Öffentlichkeit, damit die Bürgerinnen und Bürger einen Planungshorizont bekommen.
Im zweiten Fachvortrag stellten Thorsten Brunzema und Theresa Henne vom Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende kurz einige Praxisbeispiele für unterschiedliche Herangehensweisen bei der kommunalen Wärmewende vor: von einem demokratischen Ansatz, bei dem alle Akteure gleich von Beginn an beteiligt sind (Kreis Lörrach) bis hin zur Erstellung eines Wärmekatasters der seitens eines Landkreises den Kommunen als Basis für weitere, eigenständige Planungen angeboten wird (Landkreis Emsland).
Der Ansatz einer breiten Beteiligung scheint nach Aussage des Kompetenzzentrums dabei der erfolgreichere zu sein. Unabhängig von der jeweiligen Strategie sei aber für das Gelingen der Wärmewende vor allem die Reduzierung des Energiebedarfs nötig – und das lässt sich auch ohne eine kommunale Wärmeplanung angehen, zum Beispiel durch Beratungen zu Wärmedämmung, Haussanierungen, etc.
Bevor es abschließend in den Austausch der Kommunen untereinander ging, stellte Sebastian Gröbmayr vom Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) die derzeitig mögliche Förderung für die kommunale Wärmeplanung vor. Noch bis Ende des Jahres können Kommunen, die bisher noch kein Themenfeld Wärme in ihren Klimaschutzkonzepten berücksichtig haben, eine Förderung von 90 Prozent im Bereich der Wärmeplanung in Anspruch nehmen. Im kommenden Jahr gewährt der Fördermittelgeber noch 60 Prozent, bevor die Wärmeplanung mit großer Wahrscheinlichkeit ab 2025 zur Pflichtaufgabe wird.
Nicht zuletzt verdeutlicht die Höhe dieser Förderung, als welch immense Herausforderung die Wärmewende auch durch den Staat angesehen wird. Deutschland und seinen Kommunen steht ein Paradigmenwechsel in der Wärmebereitstellung bevor, für den insbesondere in den Landkreisen rund um die Landeshauptstadt München natürliche Voraussetzungen – wie etwa das Geothermie-Potenzial – genutzt werden können. Da die Wärmewende unausweichlich ist, sollten Kommunen frühzeitig in die Planungen einsteigen, so das Fazit des Netzwerkstreffens.