Klavierabend Kathrin Klein
Klavierabend Kathrin Klein Plus 2
Mitwirkend
Charlotte Kraemer, Violine
Fidelis Edelmann, Klarinette
Werke von Bach, Ravel, Bernstein, Kapustin
Offene Grenzen zwischen Klassik und Jazz
Die Pianistin Kathrin Isabelle Klein zeichnet eine besondere Vielseitigkeit aus. Ihre Vorliebe für moderne und zeitgenössische Musik konnte sie insbesondere mit dem Gewinn des 3. Preises beim Internationalen Klavierwettbewerb Orléans 2014 unter Beweis stellen. Doch auch in allen anderen Epochen der Klavierliteratur fühlt sie sich zu Hause. Regelmäßig spielt sie mit Orchestern wie den Münchner Philharmonikern, dem Münchner Kammerorchester oder dem Münchner Rundfunkorchester. Sie trat als Solistin und Kammermusikerin bei verschiedensten Festivals auf und besetzt eine feste Dozentur für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater München.
Die Violinistin Charlotte Kraemer ist Mitglied des MDR-Sinfonieorchesters.
Der Klarinettist Fidelis Edelmann spielt derzeit bei den Münchner Symphonikern.
Contrapunctus 1 ist die 1.Fuge aus Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Lehrwerk „Kunst der Fuge“. Die für Fugen typische Stimmenaufteilung möge uns zur Einstimmung in den 1.Satz der folgenden Violinsonate von Maurice Ravel (1875-1937) dienen. Ihr für Ravel eher sparsamer Klaviersatz, wo sich Geige und Klavier mit ihren Linien umwinden, schafft eine entfernte, aber doch etwas ähnliche Klang-Situation. Mit dem 2. Satz, dem Blues, befinden wir uns nun in dem Ambiente, das uns in diesem klassischen Konzertabend gelegentlich als Zutat umgeben soll: dem Swing des Jazz. Ravel benutzt zu Beginn des Satzes eine bitonale Struktur (G-Dur gegen As-Dur) und entführt uns damit in eine gänzlich andere Welt. Die Geige nutzt das ihr mögliche portamento-glissando, um die Jazz-Anklänge herzustellen. Ravel setzt außerdem auf die für den Jazz üblichen Nonakkorde. Mit dem 3.Satz (Perpetuum mobile) folgt dann ein Virtuosenstück für die Geige.
Für den Vergleich dazu sei schon hier der Schluss des Abends vorweggenommen: Sergej Prokofievs (1891-1953) ebenfalls virtuose Toccata op.11 für Klavier. Sie ist lt. W. Georgii ein Stück, das „in der Energie des Ausdrucks ans Brutale streift“. Die Harmonik, soweit nicht chromatisch, ist dabei allerdings deutlich konventioneller als die Ravels. Vor dieser Toccata werden wir ein weiteres von Prokofiev geschaffenes Werk, das seine Musik auf eine ganz andere Weise darstellt, hören. Das diesem Komponisten auch innewohnende „Verständnis für mehr Weichheit und lyrische Entfaltung entpuppt sich in den geistreichen und erfindungsreichen Visions Fugitives op.22“meint W. Georgii. Sie sind eine Sammlung von 20 teils burlesken, poetischen, tänzerischen, witzigen und träumerischen Stücken. Jazz-Anklänge mag man im 2. und 17. Stück finden.
Leonard Bernsteins (1918-1990) Klarinettensonate ist das rhythmisch interessanteste Stück des Konzerts. Es beginnt mit fast „klassisch“ anmutenden Phrasen, aber, ähnlich wie bei Poulenc mit einer speziellen Harmonik, mal bitonal, mal bewusst „terzlos“. Im 2.Satz schließt sich an das einleitende Andantino ein schneller 5/8-Takt an. Dass dieser Teil ein Swing sei, kann, aber muss nicht so verstanden werden– zumal der 5/8-Takt auch in der Volksmusik zu finden ist. Typisch jazzig sind allerdings wieder die Nonakkorde.
Das Hauptwerk das Abends ist die Sonate Nr.3 op.55 von Nikolai Kapustin (1937-2020). Das Stück ist durch und durch Jazz und sehr virtuos, aber dessen Sonatenform nur vage erkennbar. Sehr komplex ist die reiche Harmonik. Kapustin hat die Angewohnheit, Themen und Themenfragmente immer neu auszukleiden, sodass sie jedes Mal in einem anderen Licht erscheinen. Ein Problem für den Interpreten besteht hier darin, dass der Jazz ja eigentlich improvisiert wird und dass nicht nur durch das Wiedergeben der jazzigen Musikelemente, sondern auch durch das Improvisieren eine gewisse Spannung entsteht. Kapustin, der selbst Jazz-Pianist war, schrieb aber seine Musik minutiös genau auf. Die Frage steht im Raum: soll sein Werk mittels Interpreten so erklingen, als werde es improvisiert, oder darf der Text nur leicht agogisch verändert werden?
Eintritt: EUR 23 (EUR 13 für Schüler u. Studenten). Karten: Rathaus Münchner Str.5, 85649 Brunnthal Tel 08102/89012, Mo-Fr 8-12 Uhr und an der Abendkasse.
Email-Reservierung: veranstaltungen@brunnthal.de
Veranstalter: Gemeinde Brunnthal
Organisation: brunnthalerkonzerte@musiksaal.net