Vorwort des ersten Bürgermeisters
Liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger,
schon ein bisschen mit Stolz, aber auch mit Sorge hinsichtlich der finanziellen Tragfähigkeit unserer Gemeinde für die Zukunft, verfolge ich die Entwicklung von Brunnthal und der Firmen vor Ort. Insbesondere die Firma Geldhauser hat sich in den vergangenen Jahren erfolgreich mit der Thematik der regenerativen Mobilität und der Reduzierung von Emissionen beschäftigt und ihre Ideen auch umgesetzt. Der erste Schritt war die Anschaffung von Wasserstoffbussen und ihrer entsprechenden Tankstelle auf dem vergrößerten Betriebsgelände in Hofolding, allerdings begleitet mit kritischen Stimmen und weitreichenden Forderungen bis hin zur Einhausung der Stockbahnen. Doch die Wogen haben sich heute geglättet. Der Verkehr läuft geordnet über die direkte Verbindung zur Staatsstraße und hat auch dank neuer Stellplätze in der Tannenstraße den Parkdruck im gesamten Gewerbegebiet entspannt. Die Faistenhaarer Burschen freuen sich gerade jetzt über ihr neues Vereinsgelände mit Stüberl neben dem Firmengelände mit der Bewachung des in Vorbereitung befindlichen Maibaums.
Allgemein zeigt aber die Stimmung unter den Unternehmern im Landkreis eher Verunsicherung und Zurückhaltung. Unsere Finanzverwaltung beobachtet genau die einzelnen Gewerbesteuerbescheide aus dem Finanzamt und die Zahlen der einzelnen Bereiche aus der Verwaltung werden genau bewertet, vom Wasserwerk bis hin zu den einzelnen Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Firma Geldhauser ist eine der Firmen am Ort, die in die Zukunft investiert, sehr viele Arbeitsplätze in unserer Gemeinde anbietet und ein sehr guter und verlässlicher Gewerbesteuerzahler ist.
Das aktuelle Projekt hat die Firmenleitung im April im Gemeinderat vorgestellt und soll den Umstieg von mit Diesel betriebenen Bussen hin zur rein elektrischen Bussen ermöglichen. Dazu ist erst einmal die Stromversorgung mit Trafostation und neuen stärkeren Leitungen nötig. Das Gelände, auf dem die Busse des ÖPNV parken, soll zudem mit einem PV-Anlagendach überzogen werden. Denn der Landkreis München möchte nicht nur Wasserstoffbetriebene Busse auf die Straßen bringen, sondern mit Batterie geladene und elektrisch betriebene Busse. Die EU und der Bund setzten 2019 und 2023 Mindestquoten bei der Neubeschaffung im öffentlichen Sektorenbereich fest, um die Klimaziele schrittweise mit einer höheren Anzahl von CO2-freien Bussen zu erreichen. Die Firma Geldhauser will nun zunächst 30 Busse mit E-Motor beschaffen und dafür Dieselbusse einsparen. Mittelfristig sollen es doppelt so viele werden. Allerdings, um die 60 Busse große Flotte dann mit Strom aufzuladen, wird so viel Strom vor allem nachts gebraucht, dass die Netzstruktur für Hofolding/Faistenhaar nicht ausreicht, um diese Leistung übertragen zu können. Daher ist neben eines große Batteriespeichers vor Ort und der PV-Überdachung des Parkplatzes auch die angrenzenden Flächen (siehe Plan) für eine Freiflächen-PV-Anlage notwendig. Einzigartig ist hierbei die Stromerzeugung und Ladung in Gleichstrom, ohne Umwandlung in Wechselstrom, was die Transformationsverluste erspart. Voraussetzung hierbei sind allerdings kurze Wege für den Strom und deren Leitungen vom Entstehungsort zum Ladepunkt, was einen Effizienzgewinn von etwa 10% erbringen soll. Der erzeugte Strom wird direkt als Ladestrom verwendet, entweder für die Busse oder für die Pufferbatterie auf dem Gelände. Selbst erzeugter und selbst genutzter Strom belastet nicht das öffentliche Netz und ist ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor. Der Strombezug aus dem Netz macht rund 1/3 der Kosten aus, den wir Verbraucher für Strom bezahlen. Der große Stromspeicher auf dem Firmengelände speichert den selbst erzeugten Strom oder im Winter den eingekauften Strom über den Tag, um ihn dann nachts an die Busse abzugeben. Die Ladezeit der Busse beträgt je nach Ladeleistung (100 bis 400 kW) zwischen 90 Minuten und 4 Stunden. In dieser Zeit muss die Leistungsfähigkeit der Flotte untertags erhalten bleiben, daher müssen mehr Busse angeschafft werden, was eine geringe Erhöhung der jetzigen Dieselbusse erklärt. Bisher konnte der Landkreis München die Mehrkosten bei der Umstellung von Dieselantrieb auf Elektromobilität leisten, was sich aktuell leider nicht mehr darstellen lässt und die weitere Umstellung um 3 Jahre verzögert wurde. Mit günstigem, selbst erzeugten Strom können die Betriebskosten für elektrisch betriebene Busse im Gegensatz zu den Dieselbussen aber gesenkt werden, weshalb perspektivisch gesehen eine komplette Umstellung wirtschaftlicher ist. Deshalb fördert die Regierung von Oberbayern die Planung der Firma Geldhauser als sogenanntes Pilotprojekt.
Der Brunnthaler Gemeinderat unterstützt das Konzept der Firma Geldhauser geschlossen, auch die Aufstockung des Firmengebäudes um ein Stockwerk für die Büros und Sozialräume der Fahrer. Angesichts der Tatsache, dass die Höhe im Gewerbegebiet bei anderen Vorhaben schon genehmigt wurde, hat der Gemeinderat auch dieser Bebauung einstimmig zugestimmt. Eine lange Diskussion gab es dennoch, um den an die Weidenstraße angrenzenden Teil der geplanten PV-Freifläche im östlichen Bereich des Firmengeländes. Nach den vom Gemeinderat Brunnthal aufgestellten Bestimmungen sind die PV-Freiflächenanlagen dann zulässig, wenn um die Module herum ein mindestens 5 Meter breiter Grünungsstreifen als Sichtschutz angelegt und ein Mindestabstand zur Wohnbebauung von 50 Metern eingehalten wird. Damit das Projekt auch bei den Nachbarn eine höhere Akzeptanz erfährt, hat sich der Bauwerber für einen Abstand von 60 Metern und einen nach Osten hin verbreiterten Grünstreifen von 22 Metern überzeugen lassen können. Immerhin 8 Gemeinderäte forderten die PV-Freifläche nach Norden oder Süden an den Waldrand zu verlegen. Um das zu erreichen und gleichzeitig den wahrscheinlich weiterhin steigenden Energiebedarf für die Flotte erzeugen zu können, bittet der Bauwerber und die Gemeinde um Unterstützung der nördlich und südlich angrenzenden Grundstücksbesitzer. Es sollen weitere PV-Freiflächenanlagen im näheren Umkreis entstehen, um den Ertrag an den Verbrauch stetig anzupassen.
Die Firma Geldhauser beantragt mit der PV-Freiflächenanlage mit rund 8.600 qm eine Maximalleistung von 1,6 MW. Die Parkplatzflächenüberdachung (knapp 9.000 qm) bringt weitere 1,6 MW Leistung. Außerdem sollen die Gebäude ebenfalls mit PV-Modulen bestückt werden, wodurch weitere 300 kW Leistung erbracht werden können. Der Stromertrag beläuft sich also pro Jahr auf etwa 3,55 GWh, was für den Verbrauch von zunächst 30 Bussen umfassenden Flotte mit geplanten etwa 2,7 GWh rechnerisch ausreichen würde, für 60 Busse werden bei etwa 5,4 GWh noch weitere Flächen benötigt.
Der derzeitige Stromverbrauch im gesamten Brunnthaler Gemeindegebiet beträgt 40,6 GWh mit einem regenerativen Anteil von 12 Prozent. Mit der Umsetzung des vollständigen Konzepts der Firma Geldhauser steigt der jährliche Stromverbrauch auf 46 GWh und würde mit der großen PV Anlage den regenerativen Anteil am gesamten Stromanteil dann auf 18,4% erhöhen und den Landkreis bei der Umstellung seiner ÖPNV Flotte weiterhin voll bedienen.
Die nächsten Schritte sind für den Bauwerber die exakten Planungen der Anlagen (Gebäude, Überdachung, Standkonzept Stellplätze und PV-Freifläche) und die Sicherung des Grunderwerbs. Danach kann die Gemeinde dann das Bauleitverfahren beginnen. Hierbei können sich dann auch die Bürger und Träger öffentlicher Belange mit Kritik und Vorschlägen in gewohnter Weise beteiligen.
Nach so vielen Zahlen und Fakten möchte ich Sie jetzt noch einladen, die Feierlichkeiten rund um den Faistenhaarer Maibaum nicht zu verpassen. Nähere Infos finden Sie auf den hinteren Seiten dieser Gemeindeblatt-Ausgabe.
Einen sonnigen Start in den Mai!
Ihr Stefan Kern