Konzert Trio Alba
Strahlend hell – geisterhaft dunkel
Eine “gelungene Mischung aus Leichtigkeit und Virtuosität“ attestiert Fono Forum dem Trio Alba, das sich an der Musikuniversität Graz gegründet hat. Unterstützt wird das Ensemble bei seinen Konzertreisen vom österreichischen Außenministerium, seitdem es 2016 in das Programm ‚New Austrian Sound of Music‘ gewählt wurde. Es ist wiederholt zu Gast bei internationalen Festivals. Tourneen führten das Ensemble nicht nur in zahlreiche europäische Länder, sondern auch auf alle fünf Kontinente.
Der Typus des Klaviertrios des 18. Jh.‘s entstammte der barocken Triosonate, in der zum obligaten Klavier andere Instrumente begleitend mitspielten. Beethovens Erfindung ist hier die Gleichberechtigung der drei Instrumente am gesamten Musikverlauf: eine Leistung, die man umso höher bewerten sollte, als die tonliche Verbindung von 2 Streichinstrumenten mit Klavier problematisch ist. Damit hatten auch spätere Komponisten – von Schubert bis zu Tschaikowsky - zu kämpfen.
Außerdem setzt sich Beethoven stilistisch gesehen schon in seinen frühen Klaviertrios Opus1 von den gleichnamigen Werken der beiden anderen Komponisten seiner Epoche, nämlich der Wiener Klassik, die da sind Haydn und Mozart, ab. Man bemerkt es sofort: die drei Werke seines Opus 1 äußern sich als individuelle und unverwechselbare Sprache Beethovens. Der ausgedehnte, in der Mitte von Beethovens Allegrosätzen befindliche Teil der „Durchführung“ und die „Coda“ am Schluss des Satzes, die man als ‚zweite Durchführung‘ verstehen kann, wurden durch das Opus 1 als verpflichtendes Signum seiner Kompositionsweise eingeführt.
Daraus bildet das op.1,2 G-Dur, das vermutlich als erstes der 3 Werke aus op.1 aufgeführt wurde, den ersten Höhepunkt in seinem Schaffen. Beethoven hat schon hier sinfonische Darstellung auf die Gattung des Klaviertrios übertragen, dessen Umfang er damit vergrößerte. Den Allegro-Sätzen dieses Werks ist ein vorwiegend vergnüglicher Charakter mit einer farbigen Fülle von Seitenthemen zu eigen. Im Scherzo wie auch im Largo con espressione erlebt man Beethovens Vorliebe für kontrapunktische Gestaltung. Der letzte Satz ist noch von Haydn-nahem Witz geprägt. Das ungemein ausdrucksstarke Largo gehört zu den ergreifendsten langsamen Sätzen des Meisters. Der Satz breitet sich mit dem für Beethoven typisch langen Atem aus.
Auch in dem op.70,1 D-Dur, das in unserem Konzertabend nun folgt, ragt der langsame Satz als Besonderheit heraus. Dieses Werk wurde als „Geistertrio“ bekannt. Es verdankt seinen Namen der unwirklichen Stimmung seines langsamen Satzes. Beethovens Schüler Carl Czerny meinte: “Der Charakter dieses sehr langsam vorzutragenden Largo ist geisterhaft schauerlich, gleich einer Erscheinung aus der Unterwelt.“ Zum Bild des Geisterhaften gehört die klangliche Darstellung: der schwermütige Gesang des Hauptthemas wird vom Klavier mit leise wirbelnden Figuren begleitet. Es ergibt sich daraus ein dunkler, ins Unheimliche gehender Klang. Die beiden Außensätze bilden in ihrer kraftvollen Energie dazu den stärksten Kontrast: das Allegro vivace e con brio mit seinem unisono anrollenden Hauptthema und seinen sinfonischen Steigerungen, das lustig spielerische, helle, aber kraftvolle Finale mit hochstrebendem Hauptthema und lockerem Seitenthema.
Zu Anfang des Konzerts hören wir das hübsche, freundliche einsätzige Trio WoO 39 B-Dur, welches Beethoven für seine neunjährige Schülerin Maximiliane Brentano komponiert hat. Es legt eine gut übersichtliche Sonatenform an den Tag und ist, was die Klaviertechnik anbelangt, leicht zu bewältigen.