Klavier 4-händig

Konzertplakat 2023-10-12

Musiksaal Brunnthal
Hofoldinger Str. 16
85649 Brunnthal

Hiroko Utsumi und Linlin Fan

Rachmaninow, Ravel, Debussy, Dvorak, Schubert, Brahms

Eintritt: EUR 20.- (13.-für Schüler und Studenten)
Karten im Rathaus Brunnthal, Münchner Str. 5
Tel. 08102/89012; Mo. bis Fr. 8-12 Uhr,
E-Mail-Reservierung: margot.schober@brunnthal.bayern.de
Karten auch an der Abendkasse
Veranstalter: Gemeinde Brunnthal
Organisation: brunnthalerkonzerte@musiksaal.net


Klassische Form, französischer Zauber, östliches Temperament

Zu den Pianistinnen des Konzertabends: die Japanerin Hiroko Utsumi, welche das begehrte Stipendium von Live Music Now München erhalten hatte und in Europa und Japan konzertiert, und die Chinesin Linlin Fan, die Preisträgerin von Internationalen Wettbewerben ist und bei renommierten Festivals aufgetreten ist, sind u.a. Lehrbeauftragte an der Hochschule für Musik und Theater München.

Franz Schuberts (1797-1828) „Lebensstürme“, Allegro a-Moll D947 ist ein gewaltiger, auch formal prachtvoll gelungener Sonatensatz. Das grimmige Thema am Anfang kehrt immer wieder zurück. Das ist Wiener Klassik, in deren Sinn Schubert seine Sonaten, formal gesehen, komponiert hat, aber nicht, was die klanglichen Farben anbelangt; da war er ganz und gar jener Schubert, der die Romantik eingeleitet hat.

Claude Debussys (1862-1918) Petite Suite dürfte aufgrund von Einfallsreichtum und Bewegungsfreude jedes Musikerherz entzücken. Hier drückt er sich noch im Stil der ausklingenden französischen Romantik und einer romanisch eleganten Spielart aus. Nr.1 „En bateau“ präsentiert uns Wellenbewegung und ein tänzerisches Fluidum. Im „Cortège“ hüpfen einem ballettartige, heiter-schwebende Figuren entgegen. Das „Menuet“ hat was Kristallines und Glockiges an sich und das „Ballet“ erinnert den Hörer an ewig jung gebliebene Bewegungen des Körpers.

Wir begeben uns zurück in die Hochromantik. In der 4händigen Satzkunst des tschechi-schen Komponisten Antonin Dvorak (1841-1904) sind seine 16 „Slawischen Tänze“ mit Volkstänzen aus seiner Heimat und den benachbarten Ländern, wovon wir die op.72 Nr.2 und 7 hören werden, eine höchste Zusammenfassung all dessen, worauf die Entwicklung im 19.Jh. hindrängt. Dvorak erreicht die größte Klangfülle, die ohne ein Zuviel möglich ist.

Nach diesen Tänzen lassen wir uns nochmal nach Frankreich führen. Hier jedoch schon in eine Zeit, in der sich der weiter entwickelte Klang bei Maurice Ravel (1875-1937) breit gemacht hat. Ravel hat mit seinem „Ma mère l’oye“, (Meine Mutter, die Gans) 5 Pièces enfantines die Kinderwelt im Visier. Die Gans ist hier die Märchenerzählerin. Das 1. Stück: „Pavane de la Belle au bois dormant“ besingt das Dornröschen. Ein aparter wunderschöner, kurzer Gesang in höheren Sphären. 2. Stück: „Petit Poucet“ (Däumeling). Vögel picken die Brosamen auf, die er, um wieder zurückzufinden, gestreut hatte. 3. Stück: „Laideronette, Imperatrice des Pagodes“. Hier werden wir zu den Glocken der Pagoden und dem Tanz der Dienerinnen entführt. 4. Stück: „Les Entretiens de la Belle et de la Bête“: die Schöne und das Biest. U.a. Glissando bei der Verwandlung in den Prinzen. 5. Stück: „Le jardin féerique“ (Zaubergarten): Linien und Klänge in zauberischer Einfachheit.

Zurück zu den östlichen Tänzen. Diesmal Nr.4 und 8 aus 21 „Ungarische Tänze“WoO von Johannes Brahms (1833-1897). Auf der rein musikalischen Ebene weisen viele ein große Dimension hinsichtlich der formalen Strukturen sowie der technischen und musikalischen Anforderungen an die Spieler auf. Der Klaviersatz ist teilweise kontrapunktisch kunstvoll gearbeitet, was eine elementare Wirkung der benutzten Zigeunermelodien erzeugt.

Schließlich gelangen wir zur Musikkultur Rußlands.
Sergej Rachmaninow (1873-1943) lotet in seinen Six Morceaux op.11 den Klangraum für das Klavier sehr bewusst aus. Zunächst hören wir aus diesem Opus die Nr.4 Walzer. Darin ist die Inspiration slawisch geprägt, d.h. der Verlauf bis in eine feurige Coda hinein schließt melancholische Stimmungsmomente nicht aus. Als Ruhepol darf Nr.5 Romanze angesehen werden, auch wenn der Komponist es sich nicht nehmen lässt, in seinem emotional expressiven Drang selbst hier die dynamische Kurve zweimal ins fortissimo hochzutreiben. Die Nr. 6 Slava -was soviel wie Lobpreis bedeutet- erstrahlt in fulminanter und monumentaler Weise farben- und facettenreich.